POLIO

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POLIO IN DEUTSCHLAND
Polio, oder auch besser bekannt als Kinderlähmung, wird durch Viren verursacht, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werden. Im Juni 2002 konnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die europäische Region als Polio-frei zertifizieren. Seit 1993 wurden in Deutschland keine autochthonen Polio-Fälle (d. h. „keine in Deutschland erworbenen“ Polio-Fälle) mehr verzeichnet.1,2 In anderen Ländern bzw. Regionen der Erde treten noch Polio-Fälle auf, die auf Impfungen mit Polio-Lebendimpfstoffen zurückzuführen sind. Lediglich in Afghanistan und Pakistan treten noch autochthone Polio-Fälle auf. Daher ist es wichtig, auch in Polio-freien Gebieten wie Deutschland weiterhin gegen Polio zu impfen. In einer ungeimpften Bevölkerung könnte sich der Erreger bei Einschleppung aus dem Ausland sonst wieder ausbreiten.1
Bei der letzten großen Polio-Epidemie in Deutschland im Jahr 1961 erkrankten etwa 4.500 Menschen und 306 Menschen starben.3 Daraufhin wurde die Polio-Schluckimpfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland empfohlen. Eine durch die Schluckimpfung verursachte Kinderlähmung, die bei dem früher verwendeten Lebendimpfstoff in sehr seltenen Fällen (etwa 1 Fall auf 3 Millionen Impfungen) vorkam, ist bei dem seit 1998 verwendeten, inaktivierten Impfstoff (Totimpfung) ausgeschlossen.1,3
POLIO-IMPFUNG IN DEUTSCHLAND
- Im Jahr 2017 waren 92,9 % der Schulanfänger in Deutschland gegen Polio geimpft. Das bedeutet umgekehrt, dass 7,1 % der Schulanfänger nicht oder nicht vollständig vor Kinderlähmung geschützt waren.4
- In der erwachsenen Bevölkerung sind 85,6 % der erwachsenen Bevölkerung durch die Polio-Impfung vor der Erkrankung geschützt und folglich haben 14,4 % der Erwachsenen keinen oder keinen ausreichenden Impfschutz.5
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert allerdings eine hohe Impfrate (≥ 95 %) in allen Altersgruppen, um die Einschleppung und erneute Ausbreitung von Polio in Deutschland zu verhindern. Denn nur wenn ausreichend viele Menschen geimpft sind, lassen sich Polio- Ausbrüche dank Herdenimmunität (d. h. durch eine hohe Impfrate schützt die Gemeinschaft auch bestimmte Personengruppen, die die Impfung nicht selbst erhalten können, z. B. Neugeborene oder Immungeschwächte) vermeiden.1
QUELLEN
- BzgA. https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/polio-kinderlaehmung/; abgerufen am 25.11.2019
- RKI. RKI-Ratgeber für Ärzte – Poliomyelitis. 2018. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Poliomyelitis.html, Stand: Februar 2018
- Windorfer A und Feil F. Bundesgesundheitsbl 2000;43:2-6
- RKI. Impfquoten bei der Schuleingangsuntersuchung in Deutschland 2017. Epid Bull 2019;18
- Poethko-Müller C und Schmitz R. Impfstatus von Erwachsenen in Deutschland - Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl 2013;56:845-57
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KRANKHEITSERREGER2
- Polioviren vom Typ 1, 2, 3
ÜBERTRAGUNGSWEG1,2
- Ausscheidung über den Stuhl und Aufnahme durch den Mund über verunreinigte Hände (Schmierinfektion).
- Ansteckung auch über Husten und Niesen möglich (Tröpfcheninfektion).
SYMPTOME UND KOMPLIKATIONEN1,2
Asymptomatischer Verlauf: > 95 % der Infizierten zeigen keine Symptome der Infektion.
Symptomatische Krankheitsverläufe:
Es werden drei symptomatische Krankheitsverläufe unterschieden:
- Es treten grippeähnliche Symptome auf (Fieber, Übelkeit, Hals- und Kopfschmerzen).
- Bei Infektion des Zentralnervensystems kommt zu den bereits genannten Symptomen eine Hirnhautentzündung (Fieber, Nackensteifigkeit, Rückenschmerzen und Muskelkrämpfe) hinzu.
- Bei einem von 100–1.000 Infizierten treten zusätzlich schlaffe Lähmungen der Arm- oder Beinmuskulatur auf, in schwerwiegenden Fällen auch Lähmungen der Sprech-, Schluck- oder Atemmuskulatur. Diese Lähmungen bilden sich teilweise, aber nicht vollständig zurück.
Postpolio-Syndrom: Auch noch Jahre oder Jahrzehnte nach dem ersten Auftreten von Lähmungen können die Lähmungserscheinungen weiter zunehmen.
QUELLEN
- BzgA.https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/polio-kinderlaehmung/; abgerufen am 25.11.2019
- RKI. RKI-Ratgeber für Ärzte – Poliomyelitis. 2018. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Poliomyelitis.html, Stand: Februar 2018
MAT-DE-2000123v1.0 05/2020