Tollwut

Auslöser der Tollwut ist eine Infektion mit dem sogenannten Tollwut-Virus. Die Erkrankung wurde in den meisten europäischen Ländern stark zurückgedrängt, sie ist jedoch nach wie vor in weiten Teilen der Welt verbreitet. Eine Ansteckung erfolgt in den meisten Fällen über Hundebisse. Eine Tollwut-Erkrankung verläuft so gut wie immer tödlich.

Derzeit stehen bei Tollwut keine Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.1 Bei Reisen in Risikogebiete steht eine Impfung zur Verfügung.2

    Die Tollwut wird durch das sogenannte Tollwut-Virus verursacht.

    Grundsätzlich sind alle Säugetiere dafür empfänglich. Die Erkrankung ist auch heute noch in weiten Teilen der Welt verbreitet. Mehr als 9 von 10 der gemeldeten Fälle treten in Asien und Afrika auf. Die tatsächliche Häufigkeit ist allerdings nur schwer einzuschätzen.1

    In Deutschland und den meisten anderen europäischen Staaten konnte die Tollwut vor allem durch Immunisierung von Füchsen zurückgedrängt werden. Seit 2008 gilt Deutschland als frei von Tollwut bei am Boden lebenden Tieren, der sogenannten terrestrischen Tollwut. Fledermäuse können das Virus auch hierzulande nach wie vor übertragen, diese Gefahr gilt allerdings als gering. Ein Ansteckungsrisiko für in Deutschland lebende Menschen besteht nahezu ausschließlich bei Reisen in Länder mit Vorkommen terrestrischer Tollwut.1

    • Eine Übertragung auf den Menschen erfolgt in den meisten Fällen durch Hundebisse.1
    • Auch eine Ansteckung über den Speichel bei selbst oberflächlichen Hautverletzungen oder direktem Kontakt mit der Schleimhaut ist möglich.
    • In tropischen und subtropischen Gebieten können in seltenen Fällen auch Affen die Erkrankung übertragen. Bei vermutetem Kontakt mit einem infizierten Tier sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.3

    Beim Menschen können zwischen Ansteckung und ersten Krankheitszeichen 5 Tage bis hin zu mehreren Jahren vergehen. Diese sogenannte Inkubationszeit beträgt in den meisten Fällen 2 bis 3 Monate.1

    Die Tollwut verläuft beim Menschen in 3 aufeinanderfolgenden Stadien:1

    Phase 1 mit uncharakteristischen Beschwerden, wie z. B.:

    Gelegentlich Fieber

    Kopf- und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit

    Brennen, Jucken, erhöhte Schmerzempfindlichkeit und Muskelzucken im Bereich der Bisswunde

    In der akuten neurologischen Phase 2 der Tollwut tritt in 8 von 10 Fällen eine sogenannte enzephalitische Form auf, 2 von 10 Betroffenen leiden unter einer paralytischen Form:

    • Die enzephalitische Form der Tollwut ist vor allem durch Funktionsausfälle des Gehirns gekennzeichnet. Bei vielen Betroffenen lösen das Sehen von Wasser oder das Hören von Wassergeräuschen eine erhebliche Angst vor dem Trinken mit Unruhe und Krämpfen u. a. der Rachenmuskulatur aus. Als Folge von Schluckstörungen und vermehrter Speichelbildung fließt Speichel aus dem Mund. Die Muskelkrämpfe können sich auf den gesamten Körper erstrecken.
    • Bei der paralytischen Form kommt es durch Veränderungen an den Nerven zunehmend zu Lähmungen und Muskelschwäche, die zu Schwierigkeiten beim Schlucken und einer Lähmung der Atemmuskulatur führen können.

    Muskelschwäche und Schluckbeschwerden

    Funktionsausfälle des Gehirns und Lähmungen

    Phase 3 mit Koma und Tod:

    • Schließlich fallen die Betroffenen in ein Koma, an dessen Ende durch Atemlähmung oder Lähmung der Herzmuskulatur der Tod eintritt. 
    • Zwischen den ersten Krankheitszeichen und dem Versterben der Betroffenen liegen zumeist lediglich 7 bis 10 Tage.

    Sofortige Maßnahmen nach einer möglichen Infektion:

    • Die kontaminierte Wunde sollte postexpositionell sofort und ausgiebig mit Wasser und Seifenlösung gereinigt werden („Auswaschen des Erregers“). Tiefe Bisswunden können vorsichtig mittels Katheter gespült werden. Verätzen und Nähen der Wunde sollten nicht erfolgen.
    • Zusätzlich steht eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe (PEP) zur Verfügung. Abhängig von der Art des Kontaktes mit einem Tollwut-kranken Tier werden abhängig vom gewählten Impfschema bis zu 5 Impfungen und in manchen Fällen zusätzlich Immunglobuline verabreicht. Dabei ist jedoch zu beachten, dass in abgelegenen Regionen häufig keine Postexpositionsprophylaxe zur Verfügung steht.2

    Bei ausgebrochener Tollwut sind keine Behandlungsmöglichkeiten verfügbar. Um die Beschwerden Betroffener zu lindern, werden diese idealerweise in einer ruhigen Umgebung, bei Bedarf unter Therapie mit Beruhigungsmitteln, intensivmedizinisch versorgt.1

    Allgemeine Präventionsmaßnahmen

    Es ist wichtig zu beachten, dass die beste Prävention gegen eine mögliche Übertragung darin besteht, direkten Kontakt mit Wildtieren zu vermeiden. Tollwütige, wildlebende Tiere zeigen oft zu Beginn der Krankheit ein vermindertes Scheuverhalten gegenüber Menschen. In solchen Fällen ist besondere Vorsicht geboten, wenn es um die Annäherung an normalerweise zurückhaltende Tiere geht. Dies gilt gleichermaßen für Fledermäuse. Wenn es unvermeidlich ist, lebende Fledermäuse zu berühren, sollte dies stets mit angemessener Schutzausrüstung erfolgen. Der Kontakt mit Fledermäusen sollte ausschließlich qualifizierten Fachleuten vorbehalten sein.1

    Eine Impfung gegen Tollwut ist ab dem Zeitpunkt der Geburt möglich.2

    Bei einer vorbeugenden Impfung gegen Tollwut sind 3 Teilimpfungen an den Tagen 0, 7 und 28 (oder 21) nötig.2

    Für Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren steht zudem, je nach Impfschema, ein Schnellimpfschema an den Tagen 0, 3 und 7 zur Verfügung.2

    Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen Tollwut bei Reisen in Länder mit hohem Risiko für Hundetollwut:2

    • mit unzureichender ärztlicher Versorgung vor Ort
    • mit bekannter oder zu vermutender Mangel an modernen Impfstoffen und Immunglobulin vor Ort
    • mit einfacher Reise- oder Aufenthaltsbedingungen oder Aktivitäten mit erhöhter Expositionsgefahr (z. B. Fahrradfahren, Laufen)

    Außerdem bei Langzeitaufenthalten (> 4 Wochen) oder wiederholten Kurzreisen in Länder mit moderatem Risiko für Hundetollwut2

    Risikogebiete mit Tollwut**

    ** 99% der humanen Tollwutfälle erfolgen nach Übertragung durch Hunde. Daher sind Fälle der Wildtier- und Fledermaustollwut in der Karte nicht dargestellt.

Vor einer Reise auch an

Impfschutz denken

Erfahren Sie, welche Impfungen 
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Welche Impfstoffarten gibt es und wie wirken sie?

Im Bereich Impfwissen finden Sie Informationen über Wirkweise und Arten von Impfstoffen, ihre Herstellung und Sicherheit und vieles mehr.

Impfungen bei beeinträchtigtem Immunsystem

Manche Erkrankungen bzw. deren Therapien führen zu Einschränkungen des Immunsystems und damit zu einem höheren Risiko für Infektionskrankheiten. Die STIKO* empfiehlt für Betroffene daher zusätzliche Impfungen.

    * Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist ein unabhängiges Expertengremium am Robert Koch-Institut in Berlin, das auf Veranlassung des Bundesgesundheitsministeriums die aktuellen Impfempfehlungen erarbeitet.

    1. Robert Koch-Institut (RKI). Tollwut. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Tollwut.html. Stand Sep 2022. Abgerufen am 20.09.2023.
    2. Robert Koch-Institut (RKI). Epid Bull. 2023; 4: 1–68.
    3. Rothe C et al. Flug u Reisemed. 2022; 29: 47–82.

MAT-DE-2304976-1.0-11/2023

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